Entschuldigung an die Kühe

Franziska Hauenstein, 26.08.2021

Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen meines Blogs eine „Hommage an die Kühe“ geschrieben. Zu dieser Zeit habe ich noch Milchprodukte konsumiert und ich habe in diesem Blog Sachen geschrieben, wie: „Danke, liebe Kühe, dass ihr uns nährt…“. Heute dreht sich mir fast der Magen um, wenn ich diese Worte lese und ich schäme mich richtig dafür…

Aber ich sehe auch, dass ich es damals einfach noch nicht sehen konnte – es war schlicht und ergreifend noch nicht mit meinem Bewusstsein erfassbar…. das unbeschreibliche, herzzerreissende Leid der Kühe, das einzig und allein mit unserem Konsum verbunden ist…

Heute fühle ich oft einen abgrundtiefen Schmerz und eine kaum aushaltbare Traurigkeit, wenn ich irgendwo an einer Kuhherde vorbeikomme… diese wundervollen Wesen, denen wir die Kinder wegnehmen, um ihre Milch abzuzapfen, die wir dann bald wieder künstlich schwängern, damit die Milchproduktion nicht versiegt, um ihnen dann wieder das Kind sofort nach der Geburt wegzunehmen.

 

Nach wenigen Jahren, wenn die Kuh einfach nicht mehr kann, ausgelaugt ist von den vielen Schwangerschaften, Geburten und von den Verlusten gebrochen ist, geht es dann in den Schlachthof, ausgedient, ausgenutzt, weggeworfen… mir wird schon wieder schlecht…

 

Aber ich kann auch nicht böse sein, denn ich weiss ja, dass die Menschen erst etwas verändern, wenn es in ihr Bewusstsein kommt. Und man muss sein Herz öffnen, was die Gefahr birgt, dass es an jeder Ecke bricht – man muss bereit sein, auch den Schmerz in sein Herz zu lassen, was leider immer noch wenig populär ist bei uns Menschen…

Mir bleibt nur, selber nicht mehr mitzumachen bei diesem grausamen Spiel und Mitgefühl und Liebe für die Kühe zu empfinden. Und meine „Hommage an die Kühe“ zu revidieren… in eine Entschuldigung und Richtigstellung umzuwandeln…

„Liebe Kühe, es tut mir so unendlich leid, was wir euch antun. Es tut mir so leid, dass ich so lange gebraucht habe, um es sehen und spüren zu können… es tut mir leid, dass ich auch jahrelang mitgemacht habe, ohne zu hinterfragen… es tut mir so leid… ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen. Nein, ihr müsst uns nicht nähren! Ich bete dafür, dass immer mehr Menschen bewusst wird, was hier läuft – dass immer mehr Menschen euer sanftes, gutmütiges Wesen wahrnehmen können. Dass sie sich berühren lassen, von eurer Liebe und mit dem Herzen sehen, dass ihr Mütter seid und mit eurer Milch eure Kinder nähren möchtet… dass ihr sooo viel Liebe, Güte und Weisheit in euch tragt und diese Liebe euren Kindern geben möchtet. Ich bete für eine Welt, in der JEDE Mutter für ihr Kind da sein darf. Ich sehe euch, liebe Kühe“

 

Wenn wir unsere Herzen für die Kühe öffnen und uns auf sie einlassen, nähren sie auch uns… nicht mit ihrer Milch, sondern anders… sie nähren und streicheln dann unsere Seele mit ihrer Liebe und Sanftheit… das kann wehtun, aber es ist auch wunderschön und macht viel tiefer und nachhaltiger satt…

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