Stachlige Freunde

Franziska Hauenstein, 23.06.2021

Stachlige Freunde

Momentan begegnen sie mir überall, die Einzelgänger im Stachelkleid… leider sind sie meistens entweder tot oder irgendwie in Not :-(

Kürzlich haben mein Freund und ich einen verletzten Igel auf einer Quartierstrasse gefunden. Er hat am Gesicht geblutet und fürchterlich gewimmert… wir haben ihn in die Tierklinik gebracht, wo man ihn einschläfern musste – das kleine Tierchen hatte den Kiefer gebrochen.

Ich habe so geweint um das kleine Igeli…

… und ich frage mich, was es wohl ist, dass mich diese kleinen Tierchen so sehr im Herzen berühren… klar, sie sind sehr niedlich und schauen putzig aus… und sie sind so herzhaft und strahlen eine Echtheit und Wahrhaftigkeit aus… sie sind lustig und schlau – und sie sind so verletzlich und wecken den Beschützerinstinkt in mir…

Ich glaube, dass ich mich auch mit ihrer Schutzstrategie - dem Einigeln – sehr gut identifizieren kann. Ist ein Igel erstmal eingeigelt, ist es für Aussenstehende schwer, an ihn heranzukommen - eigentlich eine bombensichere Überlebensstrategie – aber leider sind in der heutigen Zeit neue Gefahren dazugekommen (Autos, Rasenmähroboter, Trockenheit, Insektenschwund, Gift in Gärten…) – sich einigeln kann hier unter Umständen sogar das Todesurteil bedeuten…

Während ich so über das entzückende Wesen der Igel sinniere, erkenne ich plötzlich, dass wir Menschen eigentlich genau das Gleiche tun, wie die Igel: den neuen Problemen, Gefahren und Herausforderungen meistens mit den alt bekannten Strategien begegnen... einigeln, wegschauen, einfach so tun, als wäre alles gut...

Die Welt brennt.... und wir machen einfach weiter wie bisher… die Welt wird komplexer und wir entwickeln zwar Maschinen, Technik und künstliche Intelligenz, aber uns selber so langsam...

Der Igel steht mittlerweile auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere… ist er etwa Sinnbild dafür, was uns Menschen auch bald blüht, wenn wir nichts ändern? Plötzlich sehe ich die Tragik unseres Unterwegssein in der heutigen Welt...

Neue Herausforderungen fordern neue Strategien…

 

Vielleicht sind die Igel genau dafür hier, um uns wach zu pieksen mit ihren Stacheln, um uns zu mahnen, unsere Strategie zu überarbeiten und zwar dringend…

Ich hoffe, dass wir es noch rechtzeitig schaffen... und ich nehme die Botschaft des Igels ganz persönlich...

Wie könnte ich heute der Welt dienen?

Es gibt viel zu tun!

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